Gottesdienst – verstehen
Wir feiern jeden Sonntag Gottesdienst. Die meisten unter uns tun das schon seit Jahren oder sogar seit Jahrzehnten. Wer von Anfang seines Glaubenslebens an in die „Chrischona“ gegangen ist, weiss so ziemlich genau, was Sonntags auf ihn bzw. sie zukommt. Es gibt keine grossen Schwankungen im Ablauf unserer Gottesdienste, auch wenn wir manche Elemente immer mal wieder verschieden anordnen. Eingangslied, Gebet, Moderation, Lobpreis, Textlesung, verschiedene Gebetsformen, Zeugnisteil und Predigt sind die geläufigsten Elemente unserer Gottesdienste. Die immer wiederkehrenden Teile eines Gottesdienstes – auch Liturgie genannt, geben uns Sicherheit. Das ist gut und hat sich bewährt. Sicherlich ist es aber auch gut, immer mal wieder zu reflektieren, was wir denn da eigentlich machen und warum wir tun, was wir tun.
An dieser Stelle also die grundsätzliche Frage. Was ist denn Gottesdienst eigentlich?
Ich erlaube mir an dieser Stelle Stefan Schweyer zu zitieren, dessen Buch „Gottesdienst verstehen – gestalten – feiern“ ich vor Kurzem erworben habe. Prof. Dr. Stefan Schweyer lehrt Praktische Theologie an der STH Basel. Er schreibt:
Gott
Gott ist der wichtigste Teilnehmer im Gottesdienst. Wenn Gott nicht dabei ist, ist es kein Gottesdienst. Es wäre vielleicht ein Vereinstreffen, eine Gemeindeversammlung oder ein Seminar. Der Gottesdienst wird zum Gottesdienst, indem wir nicht nur über Gott sprechen, sondern mit ihm. Gottesdienst gleicht daher eher einer Familienfeier als einer Schulstunde. In einer Schullektion kann man etwas über Gott lernen, man kann über Gott nachdenken und diskutieren. Das ist nicht schlecht, aber es ist nicht genug. Gottesdienst ist die Feier, in der Gott dabei ist und in der wir ihm begegnen. Gottesdienst ohne Gott wäre wie eine Geburtstagsfeier ohne Geburtstagskind. Gottesdienst – so könnte man sagen – ist die Familienfeier der Familie Gottes.
Wir
Das Gegenüber Gottes im Gottesdienst ist nicht nur der einzelne Mensch, sondern die versammelte Gemeinde. Es geht daher im Gottesdienst nicht nur um mich und Gott, sondern um die Beziehung Gott – Wir. Wenn es nur um mich und Gott gehen würde, könnte ich ja auch zu Hause oder in der freien Natur für mich allein Gottesdienst feiern. Der Gottesdienst unterscheidet sich vom alltäglichen Christenleben genau dadurch, dass wir uns im Gottesdienst als Gemeinde versammeln und dass Gott seiner versammelte Gemeide begegnet.
(GOTTESDIENST verstehen – gestalten – feiern; S. 11, 12 / BRUNNEN Verlag)
Im weiternen Verlauf des Buches zählt Schweyer noch mehr auf, was zu einem Gottesdienst gehört. Das kannst Du dann aber im Buch nachlesen. Ich empfehle es, zum einen zum Selbststudium, oder auch, um mit dem Hauskreis die Thematik zu vertiefen.