Wahrer Glaube

Der dänische Christ und Philosoph Sören Kierkegaard (1813–1855) erzählt folgende Geschichte:

Auf einem Bauernhof haben es sich die Gänse zur Gewohnheit gemacht, sich alle sieben Tage einmal zu versammeln. Andächtig hören sie zu, heben und senken die Köpfe, während einer von ihnen mit wohlgesetzten und wohlklingenden Worten von der höheren Bestimmung der Gänse spricht: „Freunde, zur Sonne sind wir berufen! Und unsere Flügel, die sind zum Fliegen geschaffen! Hoch hinauf in die Lüfte sollen wir uns erheben…

Die Gänse schnattern aufgeregt ob dieser wunderbaren Botschaft. Und als dann die Versammlung beendet ist, da watschelt jede Gans und jeder Gänserich ganz ergriffen auf Ihren Gänsefüßchen davon, bis sie sich nach sieben Tagen wieder zu ihrer feierlichen Stunde versammeln und von der Berufung zum Fliegen hören…

Mit dieser tragisch-komischen Geschichte hält Kierkegaard uns Christen den Spiegel vor. Er will zeigen, dass Glaube, der nicht zur Tat wird, ein Widerspruch in sich ist.  Ein christliche Gemeinde verrät ihre Bestimmung , wenn sie vom Abenteuer des Glaubens spricht, sich aber dann bequem zurücklehnt, nichts tut und einfach nach Hause watschelt. In der Bibel  ist diese Spaltung von Wort und Tat nicht angelegt. Das hebräische Denken ist ganzheitlich. und das zeigt sich auch in der Sprache: Das hebräische Wort „dabar “ bedeutet gleichzeitig „Wort“ und „Tat“.

Der Jakobusbrief erinnert daran, dass neues Denken immer zu neuem Handeln führen sollte. Er schreibt: „Liebe Brüder und Schwestern, was nützt es, wenn jemand von seinem Glauben spricht, aber nicht entsprechend handelt? Ein solcher Glaube kann niemanden retten.“ (Jakobus 2 14)

Wahrer Glaube wird also daran erkannt, wie wir unser Leben gestalten. Deshalb ist der Glaube auch weniger ein Standpunkt, sondern eher ein Weg. Tatsächlich rief Jesus seine ersten Jünger nicht dazu auf, eine neue religiöse oder politische Weltanschauung zu übernehmen, sondern sich mit ihm auf den Weg zu machen: „Komm und folge mir nach!“

Jesus wollte keine Rechthaber und Pseudo-Intellektuellen berufen, sondern Nachfolger. 

Für uns geht es in der Folge immer wieder darum neue Ziele in den Blick zu nehmen, die Menschen um uns herum tatkräftig zu lieben und neuen Herausforderungen mutig zu begegnen. Was denkst Du?